Fahrassistenzsysteme - Richtig angewandt, können sie Leben retten
Die passive Sicherheitsausrüstung von Fahrzeugen (z.B. Sicherheitsgurt, Airbag usw.) schützt Fahrzeuginsass:innen vor (schweren) Verletzungen bei Unfällen. Damit es aber gar nicht erst zu Unfällen kommt, setzt die Automobilindustrie immer mehr auf Fahrerassistenzsysteme. Advanced driver-assistance systems (dt: Fahrassistenzsysteme) sind mittlerweile fester Bestandteil moderner Autos.
Moderne Fahrerassistenzsysteme sind in der Lage, bis zu 50 % aller schweren Unfälle zu verhindern - wenn man sie korrekt nutzt.

Wofür werden ADAS eingesetzt?
Fahrerassistenzsysteme greifen teilautonom oder autonom in Antrieb (z. B. Gas, Bremse), Steuerung (z. B. Park-Lenk-Assistent) oder Signalisierungseinrichtungen des Fahrzeuges ein. Eine weitere Möglichkeit ist, dass die ADAS den/die Fahrer:in durch geeignete Mensch-Maschine-Schnittstellen den/die Fahrer:in kurz vor oder während kritischer Situationen warnen. Aktuell sind die meisten Fahrerassistenzsysteme so konzipiert, dass die Verantwortung beim/bei der Lenkenden bleibt. Damit kann er autonome Eingriffe in der Regel übersteuern. Gründe hierfür sind vor allem:
- Die rechtliche Lage: Fahrer müssen jederzeit die Verantwortung für die Führung des Fahrzeugs haben und es beherrschen können. Festgeschrieben ist das im Wiener Übereinkommen über den Strassenverkehr von 1968 in Art. 8, Absatz 5.
- Der Stand der Technik: Viele Systeme sind nicht ausreichend zuverlässig, um besonders anspruchsvolle Aufgaben wie das Erkennen und Klassifizieren von Objekten und vor allem die Interpretation der Szenerie im Umfeld des Fahrzeugs so durchzuführen, dass die Sicherheit der Fahrzeuginsass:innen gewährleistet ist. Derzeit verfügbare Sensoren und bekannte Signalverarbeitungsansätze können noch keine zuverlässige Umfelderkennung unter allen möglichen Fahrzuständen und Wetterbedingungen bieten.
- Die fehlende Akzeptanz: Nicht alle Fahrer:innen sind bereit, Fahrassistenzsystemen die Kontrolle zu überlassen.
Daher gilt: Fahrassistenzsysteme können zwar informieren, warnen, unterstützen, kritische Situationen erkennen und zu einem gewissen Grad eingreifen. Aber sie fahren – zumindest heute noch – nicht allein.

Die zehn sicherheitsrelevantesten Fahrerassistenzsysteme
- Der Notbremsassistent überwacht das Fahrzeugumfeld und bremst bei einem drohenden Auffahrunfall selbstständig oder verstärkt den Bremsdruck der Lenkenden.
- Der Spurhalteassistent erkennt und reagiert auf Fahrspurmarkierungen. Nähert sich das Fahrzeug der Begrenzungslinie, reagiert das System mit einer Warnung und lenkt aktiv dagegen.
- Der intelligente Geschwindigkeitsassistent ISA passt die Fahrgeschwindigkeit automatisch an, indem er z. B. Tempolimits oder Strassenverläufe berücksichtigt.
- Der adaptive Tempomat hält eine vom/von der Fahrer:in eingestellte Geschwindigkeit und bremst und beschleunigt in Abhängigkeit zum vorausfahrenden Verkehr und kann so Auffahrunfälle verhindern.
- Der Spurwechselassistent beobachtet entgegenkommende und auf der Nachbarspur befindliche Fahrzeuge. Setzt der/die Fahrer:in zum Spurwechsel an, prüft das System das Fahrzeugumfeld auf mögliche Gefahren.
- Lichtassistenten steuern den Einsatz von Abblend- und Fernlicht. Beim Kurven- und Abbiegelicht richten sich die Scheinwerfer automatisch nach dem Fahrbahnverlauf. So erkennen die Lenker:innen Strassenverlauf, Verkehrsteilnehmer und Hindernisse früher.
- Der Verkehrszeichenassistent hilft primär, die aktuelle Höchstgeschwindigkeit einzuhalten und warnt bei zu hoher Geschwindigkeit.
- Der Müdigkeitswarner analysiert ununterbrochen das Lenkverhalten auf Anzeichen nachlassender Konzentration und warnt die Lenker:innen bei Ermüdungssymptomen.
- Der Nachtsichtassistent macht mit Infrarotkameras bei Dunkelheit Personen, Tiere und Objekte auf einem Display sichtbar. Dadurch sinkt die Gefahr einer Kollision.
- Der Einparkassistent vermisst die Parklücke und lenkt das Fahrzeug automatisch in den Parkplatz. Einparken ohne Blechschaden ist so keine Hexerei mehr.
(Quelle: BFU)

Wann werden welche Fahrassistenzsysteme obligatorisch?
In den nächsten Jahren werden mehrere Fahrassistenzsysteme für Personenwagen, leichte Nutzfahrzeuge, Lastwagen, Busse und Gesellschaftswagen obligatorisch. Eine detaillierte Übersicht liefert das Bundesamt für Strassen ASTRA.
Motorräder sind in der Verordnung (EU) Nr. 168/2013 und den dazugehörenden delegierten Verordnungen geregelt. Abgesehen vom Antiblockiersystem bei Motorrädern mit einem Hubraum über 125 cm3 sind für Motorräder zurzeit keine weiteren FAS vorgeschrieben.
Die Ausrüstung von Fahrzeugen wird von der Europäischen Union (EU) bestimmt. Dabei wird, sofern möglich, Bezug genommen auf die in den Gremien der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE) entwickelten UN-Reglemente. Wo notwendig, schreibt die EU in delegierten Verordnungen zusätzliche verpflichtende Fahrassistenzsysteme vor.
Fahrassistenzssysteme für Personenwagen, leichte Nutzfahrzeuge, Lastwagen, Busse und Gesellschaftswagen

FAQs - Häufig gestellte Fragen zu Fahrassistenzsystemen
Haben Sie noch offene Fragen? Eine Reihe von Antworten auf häufig gestellte Fragen FAQs im Zusammenhang mit Fahrassistenzsystemen finden Sie hier.