Auf Schweizer Strassen sterben jährlich 8'000 Rehe und mehr als 100'000 Amphibien

Tiere verhalten sich anders als Menschen - auch im Strassenverkehr. Sie erkennen Strassen zumeist nicht als Gefahr. Auf ihren Wanderungen, auf der Futter- oder Partnersuche oder auf der Flucht überqueren Tiere Strassen ohne die notwendige Vorsicht. Es besteht aktute Unfallgefahr.

Alleine rund 20’000 Wildtier-Unfälle werden jährlich gemeldet. Und die Dunkelziffer dürfte hoch sein. In der Schweiz sterben pro Jahr gemäss JagdSchweiz 8'000 Rehe. Das heisst, jede Stunde stirbt ein Reh! Und der Schweiz. Tierschutz STS schätzt , dass jährlich über 100'000 Amphibien dem Strassenverkehr zum Opfer fallen. Die meisten Unfälle ereignen sich mit Wildtieren. Aber auch Katzen, Hunde und andere Tierarten kommen nach Verkehrsunfällen ums Leben.

Kollisaionen mit Tieren im Strassenverkehr stellen aber auch für Menschen ein Risiko dar: Jedes Jahr gibt es über 100 Verletzte bei Kollisionen mit Tieren.

Unfälle mit Tieren verursachen zudem auch hohe Kosten. Allein die Schäden an Fahrzeugen betragen pro Jahr über 25 Millionen Franken.

Tiere sind Gefahren im Strassenverkehr - Rehe, Hirsche und Wildschweine

Andere Tiere, andere Gefahren im Strassenverkehr

Rehe, Hirsche und Wildschweine: Diese Tiere sind vor allem abends und nachts unterwegs. Meist trifft man Reh- und Hirschmütter mit ihren Jungtieren, Rehgeiss und Rehbock, oder eine Muttersau mit Frischlingen an. Aber auch ganze Wildschweinrotten oder Hirschrudel überqueren Strassen.

Vorsicht: Dem ersten Reh oder Wildschwein folgt meist ein zweites oder drittes! Rudel weiblicher Rothirsche folgen dem Leittier auf die Strasse.

Füchse, Dachse, Marder, Luchse, Igel: Diese Tiere werden nachts vom Auto aus leicht übersehen. Vor allem unerfahrene Jungtiere sind gefährdet.

Vorsicht: Nachts sind viele Tiere unterwegs – Füchse, Dachse, Marder und Igel auch in Wohngebieten!

Vögel: Greif- und Rabenvögel fressen oft überfahrene Tiere, die auf der Strasse liegen.

Vorsicht: Herabstossende oder auffliegende Vögel können in den Bereich des fahrenden Autos gelangen!

Hunde, Katzen: Katzen rennen auf ihren Streifzügen oft über die Strasse. Auch mit herumlaufenden Hunden ist innerorts zu rechnen.

Vorsicht: Innerorts und speziell in Wohnquartieren ist immer mit frei herumlaufenden Haustieren zu rechnen!

Kühe, Schafe, Pferde: Im Landwirtschaftsgebiet und speziell in den Bergen ist v.a. im Frühsommer und Herbst mit Viehherden auf den Strassen zu rechnen. Auch Reiter:innen oder Gespanne/Kutschen müssen als Verkehrsteilnehmende respektiert werden. Halten Sie immer an, bis eine Herde die Strasse überquert hat. Überholen Sie Herden, Reiter:innen oder Kutschen nur langsam und mit möglichst viel Abstand.

Achtung: Betätigen Sie auf keinen Fall die Hupe!

Amphibien: Feuchtes, warmes Frühlingswetter ist Wanderzeit für Amphibien. Sie suchen ihre Laichgewässer auf.

Vorsicht: Im Frühjahr ist nachts mit Tausenden Fröschen und Kröten auf den Strassen zu rechnen. Beachten Sie die Warnschilder, fahren Sie langsam oder meiden betroffene Strassen gänzlich.

Unfälle mit Tieren: Meldepflicht gemäss Art. 51 Abs. 3 SVG

Meldepflicht gemäss Art. 51 Abs. 3 SVG

Seit 2003 gelten Tiere in der Schweiz nicht mehr als Sache. Dies hat Auswirkungen auf Autofahrer:innen. Sie sind verpflichtet, Tierunfälle zu melden. Wer es unterlässt, den/die Tierbesitzer:in bzw. die Polizei oder Jagdaufsicht sofort über den Unfall und den Zustand des Tieres zu informieren, macht sich wegen pflichtwidrigem Verhalten nach einem Verkehrsunfall strafbar (Meldepflicht gemäss Art. 51 Abs. 3 SVG).

Hat das Tier wegen der Verletzung der Meldepflicht einen qualvollen Tod erlitten, muss aufgrund von Tierquälerei mit weiteren rechtlichen Folgen gerechnet werden. Wer ein totes Wildtier eigenständig transportiert, macht sich zudem der Wilderei schuldig.

Gefahrensituationen erkennen: Wildtiere und Tierunfälle

Gefahrensituationen erkennen

Einige Situationen bergen besondere Gefahr von Tierunfällen. Autolenkende, die sich dieser Gefahren bewusst sind, können durch angepasste Fahrweise Unfälle vermeiden.

Morgen- und Abendstunden: In der Morgen- und Abenddämmerung sind besonders viele Wildtiere unterwegs, und für die Fahrzeuglenker:nnen ist die Sicht eingeschränkt. Fahren Sie immer mit Licht und mit höchster Aufmerksamkeit!

In der Nacht: In der Dunkelheit sind nachtaktive Tiere schlecht oder erst spät zu sehen und bleiben vom Scheinwerferlicht geblendet auf der Strasse stehen. Fahren Sie immer nur so schnell, dass Sie innerhalb der überschaubaren Strecke anhalten können.

Im Frühjahr: In dieser Jahreszeit sind viele Tiere auf Partnersuche oder unternehmen mit ihren Jungtieren die ersten Ausflüge. Junge Rehböcke sind auf Reviersuche, und bei Kämpfen zwischen Böcken laufen die Unterlegenen auf der Flucht oft «kopflos» auf die Strasse.

Im Sommer: Amphibien und Reptilien nutzen vor allem im Gebirge die von der Sonne aufgeheizten Strassen, um sich aufzuwärmen. Es ist mit Kröten, Eidechsen oder Schlangen auf den Strassen zu rechnen.

Im Herbst: Meiden Sie Gebiete, in denen Treibjagden ausgeschildert sind. Fliehendes Wild oder stöbernde Hunde könnten Ihnen unvermittelt vor das Auto laufen.

Im Winter: Im Winter halten sich auch Hirsche oder Gämsen vermehrt in Tälern auf. Rehe und Hirsche lecken gerne Salzresten von den Strassen. Sie werden im Dunkeln oft zu spät entdeckt und angefahren.

So vermeiden Sie Unfälle mit Tieren und Wildtieren

So vermeiden Sie Unfälle

  • Tempo reduzieren, insbesondere bei Warntafeln und in Wohngebieten.
  • Grösste Vorsicht morgens, abends und nachts.
  • Aufmerksam fahren – rechten Strassenrand besonders im Auge behalten.
  • Eher gegen den Mittelstreifen hin fahren, sofern die Situation es erlaubt.
  • Beim Erblicken von Tieren in Strassennähe: Tempo drosseln und Scheinwerfer auf Abblendlicht reduzieren!
  • Tiere auf der Strasse: Hupen (ausser bei Viehherden und Pferdegespannen/Reiter:innen), Abblendlicht und Warnblinker einschalten, wenn möglich anhalten.
  • Besondere Vorsicht an unübersichtlichen Stellen wie Wald, Hecken und hohen Getreidefeldern.
  • Pferdegespanne und Reiter;innen langsam und mit genügend Abstand überholen.
Tiere - Nach einem Unfall: So handeln Sie richtig

Nach einem Unfall: So handeln Sie richtig

Auch den aufmerksamsten Fahrzeuglenker:in kann ein Unfall passieren. Gemäss Gesetz sind bei Unfällen mit jagdbarem Wild (Hirsch, Reh, Wildschwein, Fuchs, Dachs, Marder) oder
mit geschützten Tierarten (Luchs, Wolf, Greifvögel) unverzüglich die Polizei und, bei Haustieren, der/die Tierbesitzerin zu benachrichtigen (sofern dieser bekannt ist oder eruiert werden kann, bspw. durch Halsband). 

Und so gehen Sie korrekt vor:

Polizei benachrichtigen – egal, ob bei Wild- oder Haustierunfällen
  • Anhalten und Warnblinker einschalten.
  • Unfallstelle sichern (Pannendreieck). Ist das Tier geflohen, Unfallstelle markieren.
  • Polizei benachrichtigen – egal, ob bei Wild- oder Haustierunfällen (die Polizei bietet die Fachleute auf). Tel. 117. Wer sich in der Gegend nicht auskennt, sollte sich an den Strassenlaternen orientieren. Diese sind mit Identifikationsnummern versehen, welche für Polizei und Wildhut hilfreich sein können.
  • Tote Tiere an den Hinterläufen an den Strassenrand ziehen. Evtl. vorher Fotos machen (v.a. im Fall von Haustieren), Zeugen suchen.
  • Sich einem Wildtier, das noch lebt, auf keinen Fall nähern! Wichtig ist, nicht selber zu versuchen, einem verletzten Wildtier zu helfen. Die Nähe von Menschen verängstigt es, der Stress und das Leid sind noch schlimmer; Verletzungen können durch Flucht- oder Verteidigungsversuche verschlimmert werden. Auch verletzte Katzen und Hunde können aus Angst beissen und kratzen! Falsche «Behandlung» kann eine Situation zudem nur noch schlimmer machen. Besser wartet man auf das Eintreffen von Polizei und ev. Tierarzt/Tierärztin.

 

(Hinweis: Die Inhalte dieser Seite wurden erstellt auf Basis von Quellen des Schweiz. Tierschutzes STS sowie von JagdSchweiz.)

FAQs - Häufig gestellte Fragen bei Unfällen mit Tieren

FAQs - Häufig gestellte Fragen bei Unfällen mit Tieren

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FAQs zu Unfällen mit Tieren