Fahren im Alter

BFU löst Kontroverse über Medizin-Checks aus

Die BFU-Studie zur Wirksamkeit Medizin-Checks bei Senior:innen hat eine Kontroverse ausgelöst. Jetzt widersprechen Fachleute.

 

Fachleute widersprechen

Seit den 1970er-Jahren müssen ältere Autofahrende in der Schweiz ihre Fahreignung regelmässig überprüfen lassen. 2019 wurde die Alterslimite für die verkehrsmedizinischen Kontrolluntersuchungen auf 75 Jahre erhöht. Die Untersuchung findet bei den Hausärzten statt.

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) hat das Kontrollsystem einer umfassenden Evaluation unterzogen. Die Resultate wurden letztes Jahr im Bericht «Altersbasierte verkehrsmedizinische Kontrolluntersuchungen» publiziert. Dabei kommt die BFU zum Schluss, dass «die altersbasierten Screening-Untersuchungen (…) offenbar kein wirksames Instrument (sind), um das durch ältere Autofahrende verursachte Unfallgeschehen (schwere Unfälle) in bedeutendem Ausmass zu reduzieren.» «Die BFU erachtet Anpassungen am aktuellen System als sinnvoll – eine sofortige Abkehr von den altersbasierten Kontrolluntersuchungen aber als übereilt.»

«Hohe Akzeptanz bei älteren Personen, Ärzt:innen sowie Strassenverkehrsämtern»

Wenngleich die Verfasser:innen des Berichts auch festhalten, dass das Schweizer System «eine hohe Akzeptanz bei den befragten älteren Personen, Ärztinnen und Ärzten sowie Strassenverkehrsämtern» habe, hat die in der Öffentlichkeit angekommene Botschaft der BFU bereits Politiker:innen auf den Plan gerufen, welche die rasche Abschaffung der verkehrsmedizinischen Kontrollen fordern. «Wenn die Checks nichts nützen, muss man sie abschaffen. Die aktuelle Lösung sei reiner Behördenwahnsinn, der unter dem Strich viel kostet, wenig bringt und zusätzlich die Hausärzte überlastet», liess ich etwa SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner zitieren.

Verkehrsmediziner:innen bezweifeln BFU-Studie

Anders als Politiker:innen sehen dies die Fachleute: Als Reaktion auf den BFU-Evaluationsbericht haben Verkehrsmediziner:innen Ende Januar Partei für die medizinischen Kontrolluntersuchungen ergriffen. «Ich sehe täglich Senior:innen, die längst nicht mehr ans Steuer gehören», hielt etwa Verkehrsmediziner Rolf Seeger, der für die Universität Zürich zum Thema geforscht hat, fest. Er sei überzeugt, ohne ärztliche Kontrollen würden diese unentdeckt bleiben und nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmende gefährden. «Zwei wichtige verkehrsmedizinische Einschränkungen kommen ab 70 deutlich häufiger vor und steigen ab dem Alter rasant an: mangelndes Sehvermögen sowie Hirnleistungsstörungen.» Beides realisieren die Betroffenen kaum