Weiterausbildungskurse WAB

WAB-Zentren verzeichnen tiefere Auslastung

Nach den Fahrlehrer:innen haben auch die WAB-Zentren einen Rückgang zu beklagen. Die Erwartungen bleiben jedoch positiv.

Rückgang nach dem «Rekordjahr» 2021

Die Branche der Fahrlehrer:innen erlebt derzeit nicht nur einfache Zeiten: Bereits im letzten Frühjahr zeichnete sich ab, dass die Anzahl Fahrschüler:innen in vielen Regionen rückläufig ist. Beim Verband L-drive Schweiz führt man den Rückgang nach dem «Rekordjahr» 2021 auf verschiedene Ursachen zurück, wie die Dachorganisation der Schweizer Fahrlehrer:innen in ihrem Jahresbericht festhält:

Viele Jugendliche üben teilweise ausschliesslich mit Laienbegleiter:innen

«2021 hatte die Zahl der praktischen Führerprüfungen in der Kategorie B für Personenwagen um 25,4 Prozent zugenommen. Verantwortlich hierfür waren höchstwahrscheinlich die Bestimmungen in der Verkehrszulassungsverordnung (VZV) für den Jahrgang 2003, wonach dieser den Führerausweis noch ‚altrechtlich‘ erlangen konnte.» Die massive Zunahme 2021, so die Vermutung, habe zu einer «Durststrecke» im 2022 geführt. Hinzu kommen jedoch durchaus auch mit den Änderungen der VZV-Vorschriften konkret zusammenhängende Probleme. Wegen der einjährigen Lernphase für Fahrschüler:innen müsse ein verändertes Lernverhalten festgestellt werden: «Viele Jugendliche üben vorerst und teilweise ausschliesslich mit Laienbegleiter:innen.» L-drive Schweiz bereitet mit Blick auf die Verkehrssicherheit insbesondere letztere Entwicklung Sorgen.

Der Rückgang hat die WAB-Anbieter erreicht

Derweil macht sich der Rückgang von Neulenker:innen jetzt auch in der zweiten Phase bei den WAB-Kursen bemerkbar: Wie eine unlängst durchgeführte Umfrage der IG-WAB unter ihren Mitgliedern zeigt, ist die Auslastung der WAB-Kurszentren seit dem dritten Quartal 2022 ebenfalls rückläufig. Die Rückmeldungen von 14 WAB-Kursanbietern zeigen ein relativ eindeutiges Bild: Der Rückgang hat die gesamte Fahraus- und -weiterbildung erreicht. «Seit Oktober 2022 war der Rückgang massiv», stellt Rolf Pfeiffer, Geschäftsleitungs-Mitglied DRIVESWISS/2PA WAB-KURS, fest. Und auch Jean-Bernard Chassot, Geschäftsführer der Fédération Romande des Écoles de Conduite bestätigt die Entwicklung für die L2-Zentren in der Romandie: «Die Kurszentren verzeichneten im letzten Quartal 2022 einen starken Rückgang der Aktivitäten. Dieser Rückgang scheint sich in den ersten Monaten des Jahres 2023 fortzusetzen.»

Brancheninsider beziffern den Rückgang auf 20 Prozent bis letzten Herbst, seither sogar auf 30 bis 40 Prozent. Etwas dagegen unternehmen, so Markus Wider, Geschäftsführer der Drive Z AG, könne man kaum: «Es war absehbar, dass diese Lücke, welche sich bei den Fahrschulen seit einem guten Jahr zeigt, auch auf die WAB-Zentren übergeht.»

Zunahme ab Sommer erwartet

Mehr Sorgen bereitet einigen Anbietern, dass sich der Rückgang bereits kurzfristig auf den Wettbewerb unter den verschiedenen Marktteilnehmern auswirken könnte. «Die Anzahl der WAB- Teilnehmenden ist direkt abhängig von der Anzahl der Neulenkenden. Zu befürchten ist ein Qualitätsabbau oder ein Konkurrenzkampf über den Preis. Schon heute wird das clevere und vorausschauende Fahren bei vielen WAB- Anbietern nicht mehr auf den öffentlichen Strassen behandelt», skizziert Hansuli Kuhn, Geschäftsführer Fahrzentrum Lyss AG, mögliche Folgen. Und ein vermehrtes Umsatteln auf die freiwillige Weiterbildung scheitere leider oftmals daran, dass die Mehrheit der Automobilisten finde, das sei für sie nicht nötig. «Weiterbildung und lebenslanges Lernen geniessen zwar in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert, beim Autofahren scheint das leider nicht zu gelten…»

Immerhin: Trübsal blasen wollen die WAB-Kursanbieter wegen des aktuellen Rückgangs nicht, zumal man die Situation kaum ändern kann. « Die Ausbildungszentren sind bei den WAB-Kursen von den ausgestellten Führerausweisen abhängig und können die Anzahl der Teilnehmenden als Ganzes nicht beeinflussen», so Jean-Bernard Chassot. Man gehe aber davon aus, «dass sich die Situation auf dem Niveau von 70 bis 75 Prozent der Aktivitäten im Jahr 2022 einpendeln wird.»

Und auch Roger A. Egolf, Direktor TCS Training & Freizeit AG/TCS Training & Events, der mit seiner Organisation nicht Mitglied der IG-WAB ist, erwartet, dass es in absehbarer Zeit wieder besser laufen dürfte: «Wir gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Führerprüfungsabsolventen Kat. B in der Schweiz wieder auf +/- 92‘000 pro Jahr einpendeln wird.» Die grosse Frage sei, so Drive Z-Geschäftsführer Markus Wider, «wann dies passiert.» Die WAB-Anbieter selbst erwarten mehrheitlich, dass dies in der zweiten Jahreshälfte der Fall sein sollte.